Ein Interview mit Julia Schadinger, Gründerin von REELOQ


Eva Keiffenheim
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Julia ist Head of Marketing & Sales und Co-Founderin des Startups REELOQ, mit dem sie und ihr Co-Founder Lukas letztes Jahr bei 2Minuten2Millionen teilnahmen. Ein zweites Startup ist gerade im Aufbau. Nebenher leitet Julia als Präsidentin im Vorstand das Ideentriebwerk (Verein zur Vernetzung von Startups) in Graz. Sie lebt und liebt Startup und würde junge Leute sehr gerne ebenso davon begeistern, inspirieren und Ängste nehmen.

Warum hast du dich entschieden Unternehmensgründerin zu werden?

Bei mir war das eher ein schleichender Prozess. Ich habe nie gesagt, dass ich unbedingt einmal selbstständig werden will. Aber dann ging ich zum ersten Mal zu einem Startup-Netzwerk Treffen vom Ideentriebwerk in Graz und hörte mir dort Pitches von jungen Gründer/-innen an. Das hat einen immensen Eindruck bei mir hinterlassen. Die Leidenschaft, die diese jungen Leute beim Pitchen verkörperten, hat mich so beeindruckt, dass ich dann auch angefangen habe über ein eigenes Startup nachzudenken.

Ich dachte mir immer „Was soll mir für eine Startup-Idee einfallen?“. Aber dann habe ich Lukas (Lukas Watzinger, Co-Founder von REELOQ) auf einer Startup Veranstaltung kennen gelernt. Da war nicht sofort klar, dass wir gründen werden, aber wir haben angefangen an einer Idee zu arbeiten und schnell gemerkt, dass wir sehr viel Spaß daran haben. Schließlich habe ich mich dann auch in diesem leidenschaftlichen Startup-Strudel wiedergefunden. Direkt nachdem ich mein Bachelorstudium abgeschlossen hatte, fing ich an Vollzeit für das Startup zu arbeiten. Und ich bin richtig froh, dass es so gekommen ist.

Welche Startups habt ihr gegründet?

Unser erstes Startup heißt REELOQ Outdoor. Hier produzieren wir Sicherungen für Smartphones und Action Cams bei Outdooraktivitäten, damit man auf jeder Wanderung und jedem Klettersteig sicher mit seinem Smartphone fotografieren kann. Das Produkt wird aber auch zum Beispiel beim Tauchen, Paragleiten, Industrieklettern und von Einsatzkräften verwendet.

Unsere Vision ist es, dass wir diesen Funken von Abenteuer in jedem Menschen erwecken und dass man REELOQ mit einem Abenteuer verbindet. Wir wollen, dass die Menschen unvergessliche Momente unbeschwert mit REELOQ festhalten und mit anderen teilen können.

Zu dem zweiten Startup kann ich leider noch nicht viel erzählen. Wir haben dieses Startup Anfang des Jahres gegründet, sind aber noch mitten in der Entwicklungsphase und warten darauf, dass die nötigen Patente genehmigt werden. Deshalb halten wir uns hier noch ein bisschen bedeckt. Wir dachten uns: Das erste Mal Gründen hat so viel Spaß gemacht, das machen wir gleich noch einmal! 

In welchen Rollen bist du in den zwei Startups tätig?

Bei REELOQ Outdoor bin ich verantwortlich für Marketing und Sales, bei dem zweiten Startup wird meine Rolle wahrscheinlich ähnlich sein. Hier habe ich bis jetzt vor allem die Marktanalyse und das Ausarbeiten eines Business Plans übernommen, während Lukas den Prototypen baut.

Wir haben die Aufgaben bei REELOQ strikt aufgeteilt und das würde ich auch jedem so raten. Wenn es nicht ganz klar ist, wer für was verantwortlich ist, kann es leicht passieren, dass man sich in die Quere kommt und Konflikte entstehen.  

Wie groß ist euer Team bei REELOQ Outdoor?

Das Team besteht aus Lukas und mir als Gründer/-innen. Dann haben wir noch einen Mitarbeiter für Logistik und Versand und jemanden, der sich um das Grafische kümmert, also Fotos und Videos produziert. Derzeit sind wir aber auch noch auf der Suche nach einer weiteren Person als Unterstützung im Marketing und Sales Bereich.

Man sagt oftmals, dass ein gutes Team das Allerwichtigste ist bei einem Startup. Würdest du dieser Aussage zustimmen und kannst du vielleicht einen kurzen Einblick geben, wie ihr euer Team gefunden habt?

Ja da kann ich zu 100% zustimmen. Es ist auch statistisch belegt, dass einer der häufigsten Gründe für das Scheitern von Startups das Team ist.

Wenn es zwischenmenschliche Probleme im Team gibt, dann wird die Arbeit davon negativ beeinflusst. Ein gutes Team ist eindeutig ein Erfolgsfaktor und deshalb sind wir echt dankbar, dass bei uns alles so passt.

Dass Lukas und ich uns gefunden haben, war auf jeden Fall ein Jackpot. Wir haben richtig Glück, dass wir uns so super verstehen und deshalb einer guten Zusammenarbeit nichts im Wege steht. Auch bei unseren Mitarbeitern haben wir vor allem darauf geachtet, dass die Person menschlich gut zu uns passt, teamfähig und kompromissbereit ist. Auch gegenseitiger Respekt und Leidenschaft für die Arbeit ist uns sehr wichtig im Team. Wir achten dabei nicht so sehr auf eine abgeschlossene Ausbildung, das ist uns eher egal. Denn als wir REELOQ gegründet haben, hatten wir von den meisten Dingen auch keine Ahnung und haben uns selbst vieles angeeignet.

Welche Höhen und Tiefen musstet ihr bei der Gründung von REELOQ meistern?

Ich vergleiche das Startup-Leben gerne mit einer Achterbahnfahrt. In der Früh bist du zum Beispiel ganz oben auf der Achterbahn, weil du eine positive Rückmeldung von einem Kunden bekommen hast und am Abend bist du auf einmal ganz unten, weil während des Tages ein großes Problem aufgetaucht ist. Manchmal geht’s innerhalb von Stunden oder Tagen mehrmals bergauf und wieder bergab.

Ich würde sagen, unser erster Höhepunkt war, als wir uns im Sommer 2019 auf die Ausstrahlung von 2 Minuten 2 Millionen vorbereitet haben und das war sehr aufregend für uns. Ich habe zu der Zeit noch ein Vollzeit Praktikum gemacht, Lukas hat für eine schwere Prüfung gelernt und abends und in der Nacht haben wir den Business Plan geschrieben und den Pitch geübt. An den Wochenenden trafen wir uns mit dann oft mit Mentor/-Innen, um Feedback von außerhalb zu bekommen.

Dann wurde die Sendung aufgezeichnet und wir haben einen großartigen Deal bekommen. Wir waren dann ganz oben auf der Achterbahn und haben uns gefühlt, als könnte uns nichts mehr aufhalten. Das war der erste große Erfolg für uns und auch der Beweis, dass unser Produkt gut ankommt. Als es dann aber in die Verhandlungen nach der Ausstrahlung ging, haben wir gemerkt, wie knallhart das Startup-Leben sein kann. Das war nicht leicht für uns, uns da zu behaupten, aber gleichzeitig hat uns diese Situation auch sehr zusammen geschweißt.

Vor ein paar Wochen habe ich einen Speaker sagen gehört: ‚Bei einem Co-Founder Team darf man auch Tiefpunkte haben, aber es darf immer nur eine Person ganz unten sein.‘ Da habe ich dann zurückgedacht an unsere Anfangszeiten mit REELOQ und mir ist aufgefallen, dass da sehr viel Wahres dran ist. Wir haben uns immer gegenseitig motiviert und eine Person hatte dann immer mehr Energie und konnte die andere Person wieder aufrichten.

Im Mai 2020 haben wir dann unser Produkt auf den Markt gebracht im Rahmen der Ausstrahlung von 2 Minuten 2 Millionen. Wir konnten es damals gar nicht glauben, als wir die Verkaufszahlen gesehen haben. Innerhalb von ein paar Stunden waren wir ausverkauft. Die Freude war also riesengroß und wir waren gefühlt wieder ganz oben. Aber dann kam sofort die nächste Challenge auf uns zu, da wir nicht wussten, wie wir diese großen Bestellmengen nun versenden sollten. Die Produkte waren zu dem Zeitpunkt nicht fertig zusammengebaut, da durch die COVID-19 Pandemie unser Produzent für 3 Monate nicht arbeiten konnte. Wir sind dann also mehr als 2 Monate in unserem Lager gesessen und haben REELOQs zusammengebaut. Das war unser ‚cooles Startup-Life‘ aus. Dadurch, dass wir zu zweit alle Produkte erst einmal zusammenbauen mussten, hatten wir mit extremen Lieferverzögerungen zu kämpfen und bekamen wir sehr viele wütende Emails und Nachrichten von Kunden, die auf ihre Produkte warteten.

Obwohl die Ausstrahlung unseres Pitches also ein voller Erfolg war, war die Phase danach eine sehr harte Zeit. Da waren wir beide unglaublich froh einen Co-Founder zu haben, der/die dich wieder aufbaut und motiviert. Durch alle Höhen und Tiefen darf man einfach den Glauben an das Produkt nicht verlieren, das ist das Wichtigste.

Was sind deine wichtigsten Erkenntnisse auf deinem bisherigen Entrepreneurship Weg?

Gründen ist eine Sache des Mindsets. Beim Gründen werden einem eine Menge Steine und Hürden in den Weg gelegt. Da muss der Glaube an sich selbst und an die Idee groß und gefestigt sein. Man muss davon überzeugt sein, dass man das schafft. Das war auch für mich nicht immer einfach, ich bin direkt vom Studium in die Selbstständigkeit gestartet und habe davor noch nie irgendwo im Marketing oder Sales gearbeitet und Erfahrungen gesammelt. Aber dann trotzdem an sich zu glauben ist sehr wichtig. Ich persönlich visualisiere sehr viel in meinem Kopf, zum Beispiel meine Jahresziele für REELOQ. Erst heute früh habe ich mir 10-mal vorgesagt, wie viele Stück ich verkaufen möchte. Auch in Form von Bildern hänge ich mir diese Ziele auf, damit ich mich jeden Tag daran erinnere, wo ich hinwill. Das gibt mir enorm viel Energie und auch stärkt meinen Glauben an mich selbst. Auch für andere Gründer/-Innen ist das Visualisieren von Zielen sehr wichtig.

Kannst du vom Ideentriebwerk in Graz erzählen und erklären warum diese Organisation für Teilnehmer/-Innen der EW interessant sein könnte?

Das Ziel des Ideentriebwerks ist es, die Startup-Szene in Graz miteinander und natürlich auch über die Grenzen der Stadt hinaus zu vernetzten. Ein starkes Netzwerk ist in der Startup-Szene so viel wert, das merken wir auch bei REELOQ.

Letztes Jahr hat mir jemand gesagt, dass er wegen dem Ideentriebwerk gegründet hat. Er war oft bei unseren Veranstaltungen dabei und das hat in ihm die Leidenschaft fürs Gründen erweckt. Das finde ich sehr schön, denn wenn wir ein Ziel haben als Ideentriebwerk, dann ist es Lust aufs Gründen zu machen.

Bei mir selbst war das ähnlich. Ich hatte nie geplant ein Startup zu gründen, aber diese Leidenschaft der Leute beim Ideentriebwerk ist ansteckend. Bei unseren Events ist auch jede und jeder willkommen, der Interesse an Startups hat, wir nennen das immer „Startup Enthusiasten“. Man muss kein Startup gegründet oder eine konkrete Idee im Kopf haben, um bei unseren Events dabei zu sein, jeder ist willkommen! Gerade wenn man jung ist, schadet es auf keinen Fall bei uns ein paar Kontakte zu knüpfen.

Also ist das Ideentriebwerk nicht mehr nur für Student/-Innen gedacht?

Wir haben uns lange als studentischen, ehrenamtlichen Verein bezeichnet, aber das sind wir nicht mehr. Ich arbeite Vollzeit und auch meine zwei Kolleg/-Innen im Vorstand. Unsere Zielgruppe ist mittlerweile viel breiter als nur Student/-innen. Die beginnt bei Schüler/-Innen und geht bis zu 60-jährigen Personen aus allen Bereichen und Industrien. So schaffen wir es, eine spannende und diverse Gruppe von Startup-Interessierten Personen zu vernetzen.

Welchen Rat würdest du deinem 16-jährigen Ich geben, auch in Bezug auf Entrepreneurship?

Ich würde meinem 16-jährigen Ich gerne sagen, dass wirklich alles möglich ist im Leben! Wir leben in einer Zeit, wo man von überall aus ein Unternehmen gründen und aufbauen kann.

Mit 16 Jahren war mein Mindset sehr klein und ich wusste gar nicht was ich in meinem Leben machen soll. Aber mit einem starken Glauben an sich selbst und daran, dass man alles schaffen kann, ist sehr viel möglich. Wenn man selbstständig werden will, sollte man einfach darauf vertrauen, dass die richtige Idee kommen wird und bis dahin viele verschiedene Dinge ausprobieren. Auf diesem Weg darf man nicht aufgeben und muss seinen Träumen folgen.

Warum bist du bei der Entrepreneurship Week als Sparrings Partnerin dabei?

Ich finde es richtig cool, dass die Jugendlichen bei der EW viel ausprobieren können. Ich möchte jungen Leuten mitgeben, dass alles möglich ist im Leben. Und da ist es wichtig diesen ‚alternativen‘ Karriereweg zu beleuchten und aufzuzeigen. Für mich war ein Unternehmen zu gründen lange keine Option, da in meiner Familie sonst niemand selbstständig ist und ich diesen Weg somit nicht kannte.

Deswegen freut es mich, dass die Schüler/-Innen in das Thema Entrepreneurship eintauchen können, um herauszufinden, ob dieser Weg etwas für sie ist oder nicht. Außerdem finde ich großartig, dass das die Initiative östererreichweit ausgerollt wird und freue mich, ein Teil davon zu sein.

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